
Feminisierung von Wein-Kulturen?
In der achten Sitzung haben wir uns damit beschäftigt, wie Trink- und Weinkulturen durch soziale und kulturelle Kodierungsprozesse feminisiert werden und welche gesellschaftlichen Entwicklungen mit einer Feminisierung von Wein in Verbindung gebracht werden. Wir diskutierten über weiblich-konnotierte Getränkenamen wie „Mommy Juice“, „Mädchentraube“ und „Girls Night out“. Darüber hinaus sprachen wir über die Sichtbarkeit von Alkohol-konsumierenden Frauen* in der Öffentlichkeit und deren Deutungen. In den Seminartexten wurden Fragen nach individuellen Emanzipationsbestrebungen und Verantwortungserwartungen im Alltag aufgeworfen. Weiterhin haben wir festgestellt, dass sich in Literatur, Werbungen und auch in eigenen Wein-Erfahrungen „klassische“ Geschlechterverhältnisse reproduzieren, in denen zum Beispiel Weiblichkeit als schwach, emotional und sinnlich gedeutet wird und Männlichkeit mit Eigenschaften wie technisches Know-how, Stärke und Führungsqualitäten verbunden wird. Wo werden Reibungsmomente und Konfliktfelder sichtbar?
Wein-Trinken als Emotionspraktik?
Im weiteren Verlauf der Sitzung haben wir die Praktik des Weintrinkens als Emotionspraktik gedeutet. Wein kann körperliche und sinnliche Prozesse auslösen, welche wir als Gefühle und Emotionen deuten. Diese schreiben sich in unseren Körpern ein bzw. werden von ihnen ausgedrückt, in dem beispielsweise Erinnerungen ausgelöst werden oder eine Erfahrung vergegenwärtigt wird. Gleichzeitig löst Weinkonsum nicht nur Emotionen aus, sondern sie motivieren Alltagsakteur*innen auch dazu, Wein zu trinken. Wir dachten beispielsweise an Liebeskummer, Vorstellungen von Genuss, Romantik oder Gemütlichkeit.
Auch Körperwissen, d.h. Wissen über und mit dem Körper, beeinflussen Emotionen und Rauscherfahrungen. So diskutierten wir eigene Grenzziehungen im Alkoholkonsum oder das Anstoßen in Gemeinschaftskontexten.
