
“Nur im Weine liegt die Wahrheit, Nur der Trunkne ist voll Klarheit”¹
Das Geworden-Sein von WeinWissen
Das Phänomen Wein ist historisch und gegenwärtig in verschiedene Regelsysteme verankert und je nach gültigen Wissensordnungen normiert. Dabei veränderten sich im Laufe der Jahrhunderte Gesundheitsdiskurse rund um alkoholische Getränke. Die Bedeutungsverschiebung vom Grundnahrungsmittel zum Genussmittel, vom medizinischen Nutzen hin zum Rauschmittel dominierten die Seminardiskussion in der vierten Sitzung unseres Projektseminars.
Ausschlaggebend war eine Quelle aus dem 13. Jahrhundert: Der Franziskaner Salimbene von Parma überlieferte ein Traktat, welches sich mit der (Un-)Nützlichkeit, Wein mit Wasser zu vermischen, beschäftigte. Darüber hinaus erarbeiteten wir sakrale Deutungen von Wein in Symbolsystemen und seine Einbettung in mittelalterliche und gegenwärtige Alltage.
Eine Präsentation über die volkskundliche Forschung von Max Matter, welcher die Rolle des Weines in der christlichen Liturgie anhand historischer Quellen untersuchte, unterstrich die Allgegenwärtigkeit des Getränks in christlich geprägten Gesellschaften. Daran anknüpfend ließ sich die ritualisierende und normierende Kraft des Weines auch in heutigen sozialen Situationen der Seminarteilnehmer*innen erkennen, beispielsweise beim Besuch einer kirchlichen Messe, beim Anstoßen in Vertragskontexten oder Abschussfeiern.
1 Doren, Alfred: Die Chronik des Salimbene von Parma, Leipzig 1914 [Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit 2, Bd. 93–94] (Nach der Ausgabe der Monumenta Germaniae).
